Eva wurde am 12.07.1924 als Tochter des erfolgreichen Kaufmannes Alfred Alsberg (* 23.07.1883) und seiner Frau Martha Alsberg (geb. Eichengrün, * 29.02.1895) in Köln geboren. Mit ihren beiden Brüdern, ihren Eltern, (ihrer Nanny Louise Reinknecht) und dem Hund Ary lebte sie bis 1939 in einem großen Haus mit weitläufigem Garten in bester Gegend Kölns.

Hochzeit von Alfred Alsberg und Martha Eichengrün 1919
(NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, N 2368-5)
Martha und Alfred Alsberg in der Sommerfrische, 20er Jahre
(NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, N 2368-2)
Martha (links) und Alfred Alsberg (Mitte) mit Verwandten auf der Terrasse des Hauses, Ende 30er Jahr
(NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, N 152-7)
Die Familie um Evas Eltern, Eva selbst und ihre Brüder Fritz (* 26.08.1920) und Heinz (* 06.10.1921) waren bestens in die Gesellschaft integriert. In der Familie wurde der jüdische Glauben klein geschrieben, selbst an Feiertagen ging man nicht in die Synagoge und Alfred, der Offizier im Ersten Weltkrieg gewesen war und das Eisene Kreuz beider Klassen sowie das Verwundetenabzeichen trug, betrachtete sich mehr als deutsch denn als jüdisch.
Alfred Alsberg als Soldat 1915
(NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, N 2368-3)
Evas Brüder gingen beide auf die Kreuzgasse, wohingegen Eva die Königin-Luise-Schule besuchte. Fritz wurde Ostern 1930, Heinz Ostern 1931 und Eva wahrscheinlich Ostern 1934 eingeschult. Die KLS war damals eine reine Mädchenschule, auf die auch die Töchter vor allem liberaler jüdischer Familien geschickt wurden, das passt zur politischen und religiösen Einstellung der Familie.
Die Familie Alsberg in Köln war gut integriert, hatte sowohl jüdische als auch nichtjüdische Bekannte und stand auch in gutem Kontakt zu ihren streng katholischen Nachbarn, die, als „ganz anti“ beschrieben, drei ihrer vier Söhne im Krieg verloren hatten. Von der Familie sind weiterhin viele Fotos überliefert, die wohl mit der eigenen Kamera gemacht wurden und die Familienmitglieder nicht selten umgeben von Freunden und Verwandten zeigen. Dies lässt auf den regen Austausch der Familie mit eben diesen schließen, sowie auf ein gutes Netzwerk an Freunden und Familie.
Der jüdische Glaube wurde in der Familie klein geschrieben, auch zu Feiertagen ging man nicht in die Synagoge, die Familie sah sich selbst als „Deutsche von zufällig jüdischer Religion“. „Es gab deutsche Staatsbürger von dieser Religion und von anderer Religion“, die Familie hat sich nie über ihre Religion, sondern als deutsche Staatsbürger identifiziert, der Kontakt zur Gemeinde bestand nur in der Bezahlung der Kirchensteuer.
Der Vater war wahrscheinlich liberal orientiert, er sprach bereits in den 30er Jahren von seiner Idee der Vereinigten Staaten von Europa. Außerdem wurde er Zeit seines Lebens von seinen Mitmenschen wegen seiner Fähigkeiten hoch geschätzt, zu seiner Zeit im Beruf wie später zu seiner Zeit im Ghetto Litzmannstadt. Seine Enkelin Barbara Walker, Eva Alsbergs Tochter, stellt sich ihn als starken, disziplinierten, kultivierten und hart arbeitenden Mann vor. Ihre Vorstellung von ihrer Großmutter Martha ist ähnlich: ebenfalls stark und kultiviert, jedoch auch sanftmütig und liebende Mutter für ihre drei Kinder.
Am Morsdorfer Hof 35
Das Haus am Morsdorfer Hof 35 verfügte über viel Platz für die Familie und einen großen Garten, mit großer Terrasse, Rasenflächen, einem Pavillon und einem Obstgarten sowie einem kleinen Teich. Das Haus spiegelt in vielen Aspekten die Lebensweise der Alsbergs wieder: Es war groß, aber nicht übertrieben prunkvoll; der Garten war weitläufig und es war eines der ersten Häuser Kölns, das über eine Zentralheizung verfügte. Das passt deshalb so gut zur Familie, da sie sich als ausgesprochen fortschrittlich, modern und vor allem erfolgreich charakterisieren lässt, im sozialen wie ökonomischen Sinne, ohne dies übermäßig nach außen hin zu zeigen. In relativer Nähe zum Haus am Morsdorfer Hof, das der Familie gehörte, wohnten auch Evas Großeltern väterlicherseits: Siegfried Alsberg (* 1850) und seine Frau Emma (geb. Hess, * 29.11.1857), die ein ebenfalls großes Haus am Stadtwaldgürtel 43 besaßen.
Doch hatte das Leben der Familie auch wirklich prunkvolle Seiten, die jedoch ebenfalls nie zur Selbstdarstellung genutzt wurden. So besaß die Familie noch im Jahre 1939 21kg Haussilber und Schmuck im Wert von über 12.000 Reichsmark, ein Armband war mit allein 11.000 Reichsmark versichert. Auch ist von Eva und ihrer Großmutter bekannt, dass sie Pelzmäntel und weiteren Schmuck besaßen. Durch die Firma stand die Familie gut da: Der Urgroßvater Siegfried, der einer ähnlichen Tätigkeit wie Alfred nachging, versteuerte ein jährliches Einkommen von 1,5 Millionen Reichsmark. So kam es auch, dass Alfred, wann immer seine Frau Martha neue Kleider benötigte, Models ins Haus kommen ließ, um die Stücke zu präsentieren, damit sie sich die passenden aussuchen konnte. Evas Tochter Barbara Walker erinnert sich auch, dass ihre Mutter kein Kölsch sprechen konnte, in diesem Dialekt wurde im Hause Alsberg nie geredet, „eben feine Leute“.
Schon Evas Urgroßvater Salomon Alsberg ermöglichte seinen Kindern, in das Geschäft der Familie einzusteigen, und gründete für die Söhne und Schwiegersöhne der Familie Geschäfte in verschiedenen Städten des Landes. Hierbei ist zu beachten, dass er außer Siegfried noch 10 weitere Kinder hatte. Auch Siegfried und seine Frau Emma (geb. Hess), Evas Großmutter, „hatten […] das Bestreben, ihre zahlreichen Kinder gleichmäßig auszustatten“.
Eva ist so im gut behüteten Umfeld der Kaufmannsfamilie Alsberg aufgewachsen und hatte, soweit wir das wissen, wohl kaum weltliche Sorgen zu beklagen. Ihre liebende Mutter und ihr liberaler Vater müssen ihr in Verbindung mit der Selbstverständlichkeit des Betriebs und dem hohen Ansehen der Familie sowie der guten Integration in die Gesellschaft das Gefühl von Sicherheit gegeben haben, das ein Kind braucht. Für Eva ergaben sich in dieser Zeit wichtige Grundsätze: Stabilität, angemessenes Auftreten und der Wille, aus sich selbst und später aus ihren Kindern etwas zu machen.