
Elsie Berg wurde am 25.02.1923 in Köln geboren. Die Familie Berg bestand zu dem Zeitpunkt aus ihrem Vater Eduard Berg (38), ihrer Mutter Friederike Berg-Hanf (28) und ihren zwei älteren Geschwistern Lilli Berg (4) und Hans Berg (3). Sie wohnten wahrscheinlich in der Mozartstraße 11, im ersten Stock, in der Kölner Innenstadt.
Familie Berg 1923

Mozartstr. 11 (Bild von 1958)
Elsie hat ihre Kindheit im liebevollen Kreis ihrer wohlhabenden Familie verbracht.
Die Familie Berg/ Hanf scheint ein sehr enges Familienleben gehabt zu haben.
Zum einen hatte Elsie sehr viele Verwandte. Sie hatte zusätzlich zu ihren beiden Geschwistern mindestens acht Onkel und Tanten und fünf Cousins und Cousinen. Von den mindestens neun Großonkeln und -tanten mit eventuellen Nachkommen ganz zu schweigen.
Diverse Familienfotos zeigen die Familie in verschiedenen Konstellationen fröhlich und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel beim Schlittschuh fahren, am See oder am Strand.

Die Familie Berg Juli 1922

Hans, Lilli und Elsie Berg (1926)

Januar 1929
Die drei Kinder der Bergs hatten ein inniges Verhältnis zu den Großeltern und der Tante mütterlicherseits. Die einzigen Überlebenden der Familie mütterlicherseits, Elsies Schwester Lilli und ihre Tante Dina, standen auch nach dem Krieg noch in engem Kontakt.
Die Vertrautheit der Familie zeigt sich auch an den vielen Spitznamen der Familienmitglieder. Elsies Großvater Ludwig wurde "Louis" genannt, ihre Mutter Friederike "Friedel" oder "Fifi" und ihre Tante "Dodi" statt Dina.
Beide Seiten der Familie führten erfolgreiche Familienunternehmen. Elsies Großvater besaß 50% des reichen Wittener Bankhauses „S. Hanf“, das ursprünglich seine Großeltern gegründet hatten.
Er hatte außerdem eine Zeche gegründet, die er nach seiner Mutter Friederike benannte. Seine Tochter, Elsies Mutter, bekam ebenfalls diesen Namen, was das enge Verhältnis von Mutter und Sohn beweist.
Nach Einschätzung des späteren Schwiegersohns besaß Ludwigs Frau Sophia Hanf „Schmuck (...), Pelze und gute Kleidungsstücke (...) im Wert von RM (Reichsmark) 20.000,-- (bis) 50.000,--“. Dies mag die wirtschaftliche Situation der Familie etwas illustrieren.
Väterlicherseits scheint die Familie auch eng verbunden gewesen zu sein. Ihr Vater übernahm zusammen mit seinem Bruder Rudolf die Brauerei des Vaters Louis Berg, den "Apostelnbräu Heinrich Bädorf".
Sie hatte ihren Sitz in der Dürenerstr. 112, war gut bekannt und hatte Spezialausschankstellen in bester Lage. Das Bier wurde in der Schildergasse, auf der Hohe Pforte und in der Apostelnstraße getrunken.
Die Brüder verband, über das Geschäftliche hinaus, eine enge Freundschaft. Rudolf spricht seinen Bruder in der Todesanzeige mit "mein lieber Bruder, treuester Freund und Sozius" (Sozius = wirtschaftlicher Teilhaber) an (siehe unten).

Joeststraße 2 (2008)
Die Familie Berg gehörte wohl der oberen Mittelschicht an. Eduard verdiente genug Geld, um ein großes Haus mit Garten in der Joeststr. 2 zu kaufen und mit seiner Familie zu bewohnen. Elsie hat dort gewohnt, bis sie 10 Jahre alt war. Das große Haus mit dem großen Garten wird ihr viel Platz zum Spielen gegeben haben. Auch sonst wird sie keinen Mangel gelitten haben.
Das finanziell gut abgesicherte Leben hätte ihr eine glückliche Kindheit und Jugend mit einer gesicherten Zukunft bescheren können.
Die Weltwirtschaftskrise am Ende der 1920er Jahre wird die Familie zwar nicht unberührt gelassen haben, aber nach meinem Wissensstand hat sie keine großen Veränderungen in ihrem Lebensstil bewirkt.
Elsie hatte wahrscheinlich eine glückliche Kindheit, aber auch die erfuhr einen starken Einschnitt, als ihr Vater Eduard im Alter von 42 Jahren am Freitag, den 18.03.1927, abends nach "kurzer, schwerer Krankheit" verstarb.
Elsie war zu diesem Zeitpunkt 4 Jahre alt, ihre Geschwister Lilli und Hans waren acht und sieben Jahre alt.


Todesanzeigen für Eduard Berg, in: Kölnische Zeitung, 1. Sonntagsausgabe 20.03.1927
Vier Jahre sind alt genug, um zu verstehen, dass ihr Vater nicht wiederkommen wird. Außerdem wird sie die Trauer ihrer Mutter, ihrer Geschwister, der Großeltern, Tanten und Onkel schon bewusst erfahren haben. Dementsprechend wird sie unter dem Verlust des Vaters dann und auch später gelitten haben.
Ihre Eltern waren beide jüdischen Glaubens. Es ist ungewiss, wie groß die Rolle war, die die Religion in Elsies Kindheit gespielt hat, es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Eltern nicht streng gläubig waren, da die Kinder Berg nicht auf die Jawne - dorthin gingen i.d.R. die Kinder der orthodoxen Juden – sondern auf die Königin-Luise-Schule und die Kreuzgasse gingen.
Außerdem galt die Familie der Tante Dina als „stark assimiliert“. Sie waren sogar zum Protestantismus konvertiert, so dass die Cousine Rita und der Cousin Benno Barmé beide getauft waren. Dies bestärkt die oben genannte Vermutung.
Andererseits ist es auszuschließen, dass die Familie sich gar nicht mit dem Judentum identifizieren konnte, da Eduard Berg zum Beispiel auf dem jüdischen Friedhof Bocklemünd begraben wurde.

Elsie Berg mit 8 oder 9 Jahren (1932)