Ein Jahr Literaturkurs in der Q1 – ein Rückblick

Begonnen haben wir im August 2023 unter der Leitung von Frau Walser mit einer Gruppe von 30 Leuten und so gut wie keiner Spielerfahrung. Aufwärmübungen für Stimme, Konzentration und Interaktion haben den Anfang gemacht. Impulse weitergeben, Geräusche durch den Raum werfen und der sogenannte „Theaterstand“ (schulterbreiter Stand, locker in den Knien, die Arme neben dem Körper hängend) haben uns bereits ab den ersten Wochen begleitet.

Dann war unsere Kreativität gefragt: Brainstormen, erste Ideen ausarbeiten, wieder verwerfen und neu planen. Allein, in Kleingruppen und schließlich alle gemeinsam. Wir entschieden uns schlussendlich, ein Stück zum Thema KVB und Märchen machen. Aus dieser diffusen Anfangsidee galt es dann etwas Sinnvolles zu formen. Wir haben also konkreter überlegt, recherchiert und geplant. Dafür suchten wir im Internet nach literarischen Texten zum Thema Bahn und KVB, stöberten in verschiedenen Märchen und fingen schließlich an, ein Stück zu schreiben, was mit 30 Leuten, unterschiedlichen Ansätzen und ohne stringenten Plan für die Handlung kein leichtes Unterfangen war: Prinzessinnen, die aus der Märchenwelt fliehen, Gangster die Schienen klauen und Prinzessinnen entführen, geplante Liebesgeschichten, deren Charaktere jedoch nur in einer Szene vorkamen, weil der Rest des Kurses beim Schreiben der anderen Szenen davon nichts wusste. Kurz gesagt, es mangelte an Kommunikation, und viele Ideen waren chaotisch ineinander verschlungen, nicht fertig ausgearbeitet und dadurch unverständlich. Aber bei 30 Personen, die alle gleichzeitig an Szenen zu einem Stück schreiben, ist das auch nicht verwunderlich.

In Arbeitsgruppen haben wir uns dann weiter an den Text gesetzt, die Szenen in eine logische Reihenfolge bekommen und teilweise umgeschrieben, Dinge gelöscht und anderswo welche ergänzt. Insbesondere die gemeinschaftliche und finale Planung des Endes in der Dramaturgiegruppe bleibt mir dabei unvergessen. Wir hatten es tatsächlich geschafft, ein chaotisches Durcheinander zu etwas Sinnvollem und Stringentem zu formen, das sogar eine Botschaft beinhaltet.

Was folgte, waren praktische Übungen, Rollencastings, Text lernen und schließlich Szenenproben. In unterschiedlichen Arbeitsgruppen haben wir uns Gedanken über Kostüme gemacht, über Sounds und Musik und über das Bühnenbild. Zwischendurch begleiteten uns immer wieder Aufwärmübungen mit Lufttennis und Schattenboxen, mit dem Fokus durch den zu Raum laufen und Steigerung auf der Linie. Beim Proben der Szenen versuchten wir, die unsichtbare „Grenze“ zwischen Bahn und Tunnel nicht wieder zu übertreten, die Rollen auszuschärfen und am stimmlichen Ausdruck und der Lautstärke zu arbeiten. Außerdem stellten wir die wichtigsten Szenen in Standbildern und abstrakten Acts dramaturgisch dar.

Besonders während der Projektwoche konnte man große Fortschritte erkennen und ein Auftritt erschien für die meisten erstmals nicht völlig undenkbar.

Doch leider folgte später die Erkenntnis, dass ohne zuverlässige Beteiligung aller die Realisierung eines kompletten Theaterstücks schwierig ist, und damit fiel schließlich die Entscheidung, unser Stück in der ursprünglichen Form nicht auf die Bühne zu bringen. Stattdessen wurden unterschiedliche Kleingruppen gebildet, die z.T. an Elementen des Stücks weiterarbeiteten und so zumindest Teile unserer Geschichte erzählten: Von den Problemen der Prinzessinnen. Von Zwergen und ihren verschiedenen Emotionen. Vom Leben. Von Nebenfiguren und von Hauptfiguren. Von unserem Stück und von unserem Kurs.

Und auch wenn wir unser Stück nicht in seiner ursprünglichen Form und als Ganzes aufführten, können wir dennoch stolz auf unsere Arbeit sein. Auf den gemeinsam geschriebenen Text und auf das, was wir daraus geschaffen haben und auf das schauspielerische Endergebnis, das wir am 25. Juni 2024 für ein kleines Publikum auf die Bühne gebracht haben.

Mina Q1

Zurück