Exkursion nach Ehrenfeld: Strukturwandel vor der Haustür

Im Rahmen unserer Q2 Geographiekurse haben wir eine spannende Biparcours-Exkursion durch den Kölner Stadtteil Ehrenfeld unternommen. Unser Fokus lag dabei insbesondere auf dem Gebiet rund um die Venloer Straße – einem Viertel im Wandel, das eindrucksvoll zeigt, wie Stadtentwicklung auf lokaler Ebene funktioniert und welche Herausforderungen sie mit sich bringt.

Unser Rundgang begann an der Polizeiwache in Ehrenfeld. Von dort aus erhielten wir mithilfe einer digitalen, interaktiven Tour interessante Einblicke in die Entwicklungsgeschichte einzelner Standorte – exemplarisch etwa an der ehemaligen Rheinlandhalle. Ursprünglich als Maschinen- und Montagehalle der Helios AG genutzt, diente das Gebäude später als Radrennbahn, Eventhalle und nach dem Zweiten Weltkrieg sogar als Standort für Deutschlands ersten Supermarkt. Heute befinden sich dort unter anderem Arztpraxen und weitere konsumorientierte Einrichtungen – ein Beispiel für die vielfältigen und sich stetig wandelnden Nutzungsformen urbaner Räume.

Unsere Route führte uns weiter entlang der Helios- und Vogelsanger Straße bis zum Grünen Weg. Besonders eindrucksvoll war der sichtbare Kontrast zwischen den alten, historisch gewachsenen Gebäuden und den modernen Neubauten. Cafés wie das beliebte „Copenhagen“ und die neu entstehende Helios-Schule verdeutlichen die Umstrukturierung des Viertels, bei der traditionelle Strukturen, wie z.B. ehemalige Clubs oder Industriegebäude, zunehmend verdrängt werden.

Am Grünen Weg angekommen, beschäftigten wir uns intensiv mit dem sogenannten Aldi-Areal, das sich direkt neben den alten Ostermann Werkstätten für Schiffsschrauben befindet. In einer anregenden Plenumsdiskussion diskutierten wir die Chancen und Herausforderungen der geplanten Umstrukturierung. Besonders spannend war dabei die Rolle privater Investoren – in diesem Fall der Aldi-Konzern – im Spannungsfeld mit den städtischen Interessen der Stadt Köln. Es wurde deutlich, wie vielschichtig die Aspekte der Stadtplanung sind, etwa wenn es um sozialen Wohnungsbau, den Erhalt von Subkulturen, ökologische Bauweisen oder die wirtschaftliche Quartärisierung durch neue Gewerbeansiedlungen geht.

Die Exkursion endete auf dem heutigen Vulkangelände in Ehrenfeld. Hier wurden alle neuen Erkenntnisse gesammelt und zeitlich geordnet in einem großen Zeitstrahl dargestellt.

Das ehemalige Industrieareal Vulkan-Gelände in Köln-Ehrenfeld hat einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Wo früher Maschinenbau und Werkstätten das Bild prägten, befindet sich heute unter anderem die Deutschlandzentrale von Dyson. Der Standort steht exemplarisch für den Strukturwandel in Köln: von der Industrie zur Innovationswirtschaft – mit bewusster Einbindung historischer Bausubstanz in moderne Nutzungskonzepte

Ein besonderer Moment war das Teilen persönlicher Erfahrungen durch unsere Lehrkräfte Frau Lagodka und Herr Maetschke, die eigene Eindrücke und Erlebnisse aus dem Viertel mit uns teilten. Dadurch wurde uns bewusst, dass Stadtentwicklung keine abstrakte Theorie ist, sondern reale Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen hat.

Diese Erfahrung hat mir erneut gezeigt, wie wichtig es ist, gesellschaftliche Prozesse aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu analysieren – besonders in der Geographie. Denn nur durch die Einbindung aller Beteiligten und die Bereitschaft zum Kompromiss lassen sich nachhaltige und lebenswerte Städte gestalten. Nach dieser Exkursion betrachte ich viele Gebäude und Stadtstrukturen mit anderen Augen – kritischer, aber auch kreativer.

Ildar Q2

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