Stolpersteinverlegung

Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist uns an der KLS seit Jahren ein besonderes Anliegen, und davon lassen wir uns von nichts und niemandem abhalten – weder durch Corona noch durch die Baustelle und auch nicht durch die erschütternden Vorgänge in der Ukraine, deren Zeuge wir gerade werden.

Angesichts dieser Nachrichten könnte man meinen, dass es momentan Wichtigeres gäbe. Doch darf man nicht vergessen: Mit den Stolpersteinen setzen wir uns für dieselben Werte ein, die momentan auch in der Ukraine bedroht und verteidigt werden: Für Freiheit und Demokratie, für Menschenrechte und Menschenwürde, gegen Nationalismus und Gewalt. Außerdem engagiert sich die Schulgemeinschaft der KLS hier auch in direkter Form in erheblicher Weise – durch Spendenaktionen, durch die private Aufnahme von Flüchtlingen, durch Aufklärung im Unterricht.

Trotz oder gerade wegen der Umstände war die Stolpersteinverlegung in diesem Jahr etwas Besonderes.

Vor einigen Monaten hatten wir unsere bisherigen Stolpersteine vor der Baustelle retten müssen – mancher hatte ihr Fehlen mit Bestürzung bemerkt. Am Dienstag, den 15. März, haben zunächst sie einen neuen Platz gefunden, unter dem Dach des Eingangs zu unserem neuen Schulgebäude.

Am Mittwoch, den 16. März, hat Herr Demnig dann sechs neue Stolpersteine verlegt. Die Biographien der Geehrten sind – wie immer - von den Projektkursen Geschichte der Q2 erforscht worden, sie werden binnen kurzem im Gedenkbuch der KLS verfügbar sein. Die Patenschaften haben – wie immer – Klassen und Kurse verschiedener Jahrgangsstufen übernommen, von der 6 bis zur Q2. Ihnen allen sei für ihr Engagement herzlich gedankt. Die sechs Stolpersteine wurden verlegt für

Hannelore Bier (Patenklasse 8c)

Hilde Edith Levi (Projektkurs Q2 Abi 2022)

Lieselotte Kramer (6b)

Ingelore Silberbach (8a)

Nellie Kramer, geb. Gidion (8b)

Edith Cahn, geb. Jonas (Projektkurs Q2 Abi 2021)

Durch die kontinuierliche Arbeit der Projektkurse wächst unsere Kenntnis stetig an. So konnten wir in diesem Jahr zum ersten Mal Stolpersteine für eine ganze Klassengemeinschaft verlegen lassen. Hannelore Bier, Hilde Edith Levi, Lieselotte Kramer und Ingelore Silberbach gingen in dieselbe Klasse und bildeten in den Jahren von 1935 bis 1938 eine „Schicksalsgemeinschaft“ in dieser düsteren Zeit. Bei Nellie Kramer handelt es sich um die Mutter von Lieselotte Kramer – auch sie hatte bereits die KLS besucht und dort 1913 ihren Abschluss gemacht. Und Edith Cahn war vermutlich die letzte Schülerin jüdischer Konfession, die im Jahr 1934 an der KLS ihr Abitur machen konnte. Durch die Anordnung der Steine haben wir diese Verbindungen untereinander deutlich gemacht.

In fünf Fällen haben wir Kontakt zu Angehörigen in Großbritannien und den USA gewonnen. Sie haben die Arbeit des Projektkurses und das Engagement der Patenklassen mit Anerkennung und Dankbarkeit wahrgenommen und unterstützt. Und vor allem deshalb haben wir für alle sechs Geehrte Fotografien bekommen, mit denen wir ihnen ein Gesicht geben können.

Alle Angehörigen wollten gerne zur Stolpersteinverlegung anreisen – aufgrund der Corona-Pandemie war ihnen dies leider nicht möglich. Sie möchten aber zu einem späteren Zeitpunkt die KLS besuchen, und zwar möglichst alle gemeinsam.

Aufgrund der Umstände konnte auch diesmal die Einweihung der Stolpersteine nur im kleinen Kreis stattfinden, mit Vertretern der Projektkurse und der Patenklassen, die ihre Patenschaftsurkunden überreicht bekamen. Eine besondere Freude war es uns dabei, dass auch Schülerinnen und Schüler des ehemaligen Projektkurses aus dem Abiturjahrgang 2021 teilnehmen konnten. Sie hatten die Erforschung der Biographie von Edith Cahn begonnen und diese Aufgabe dann an Schülerinnen des aktuellen Projektkurses der Q2 weitergegegeben.

Und wir durften zu unserer großen Freude noch einen besonderen Gast begrüßen. Zufällig befindet sich Rosalyn Jeffries, die Enkelin von Lieselotte Kramer und Urenkelin von Nellie Kramer, gerade in Europa. Sie hat die Gelegenheit genutzt und ist eigens zur Stolpersteinverlegung angereist. Sie zeigte sich sehr berührt vom Engagement unserer Schülerinnen und Schüler und dankt allen Beteiligten herzlich. Ein besonderes Anliegen war es ihr, im Anschluss an die Zeremonie mit Louisa aus der Q2 in Kontakt zu kommen, die die Biographie ihrer Großmutter erforscht hat. Und am folgenden Tag hat sie auch „ihre“ Patenklasse 6b im Unterricht besucht.

So liegen nun mittlerweile bereits 22 Stolpersteine vor der KLS. Sie alle zeugen von unserem Einsatz gegen Diskriminierung und Entrechtung, von unserer Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und Courage zu zeigen. Ganz sicher werden weitere folgen – als Ehrung für die Opfer und als Mahnung für uns.

Der WDR hat vor kurzem mit der „Stolperstein-App“ ein beeindruckendes Projekt gestartet (https://stolpersteine.wdr.de/web/de/karte). Alle unsere Stolpersteine – auch die neuen – finden sich bereits in dieser App. Wir stehen inzwischen in engem Kontakt zu den Mitarbeitern, denn es besteht großes Interesse von Seiten des WDR, unsere Erkenntnisse zu nutzen. So sollen sowohl die Biographien aus unserem Gedenkbuch als auch die Fotos der Opfer der Öffentlichkeit über die App zugänglich gemacht werden. Dies dient nicht nur der Sache in erheblichem Maße – es ist auch eine großartige Anerkennung unserer Arbeit – insbesondere der Arbeit unserer Schülerinnen und Schüler.

(Ez)

 

 

 

 

Zurück